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Lohnsklaven

Bilanz einer Handwerkerstunde von EUR 60.-


AbgreiferGrundBetragRest
....
60,00
....
Staat Teil I19 % Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer-11,4048,60
....
Meister"Umkosten" ohne Sozialversicherung und Lohnsteuer-30,7117,89
....
Sozialversicherung Meisteranteil1,5 % AV, 7,3 % KV, 1,025 % PV, 9,45 % RV-2,8915,00 (Bruttolohn)
....
Sozialversicherung Arbeitnehmeranteil1,5 % AV, 8,2 % KV, 1,025 % PV, 9,45 % RV-3,0311,97
....
Staat Teil IILohnsteuer-2,219,76 (Nettolohn)

Der Lohnsteuer wurde ein Jahresbruttoeinkommen von 230 Arbeitstage X 8 h X 15 EUR/h = 27600.- EUR bei Steuerklasse I zugrunde gelegt. Sozialbeitrags- und Steuersätze von 2013.

PositionProzentsatzBetrag
...
"Umkosten" Meister51,2 %30,71
...
Umsatz- und Lohnsteuer22,7 %13,61
...
Nettolohn16,3 %9,76
...
Sozialabgaben9,9 %5,92

Der Handwerker, der in diesem Beispiel für den fürstlichen Nettolohn von EUR 9,76 (EUR 15.- brutto, nahezu der doppelte Mindestlohn) die Stunde arbeitet, muß also mehr als 6 Stunden arbeiten, um sich selbst diese Handwerkerstunde leisten zu können. Das ist krank. Anders ausgedrückt: Von den ca. 230 Arbeitstagen gehen 118 Tage für die "Umkosten" des Meisters, 52 Tage für Steuern und 23 Tage für die Sozialversicherung drauf. Die restlichen 38 Arbeitstage, also irgendwann ab November, bringen das Geld, das einem Arbeitnehmer zur Verfügung steht. Wer arbeitet eigentlich ohne wirtschaftliche Not bzw. den wirtschaftlichen Zwang zu solchen Konditionen? Selbst im Puff bleibt vielleicht mehr übrig. Auch da gibt es natürlich einen "Meister" mit Umkosten und auch da kann der "Meister" nur von dem abgreifen, was der Staat übrig läßt.

Warum Lehrlinge so geil sind

Richtig geil Mehrwert läßt sich im Handwerk durch Lehrlinge generieren. Die kosten extrem wenig, erledigen sogar die Arbeiten, auf die der Meister schon seit Jahren keine Lust mehr hat (Lehrjahre sind keine Herrenjahre), und lassen sich beim Kunden ganz normal abrechnen. Schließlich leisten Lehrlinge häufig auch ganz normale Arbeit, die der Meister nicht per se besser macht. Auch Lehrlingsoffensiven zB. von bestimmten Einzelhandelsketten, bei denen (fast) nur noch Lehrlinge an den Kassen sitzen, erscheinen so in einem ganz neuen Licht.

Praktikum

Toppen kann man den durch Lehrlinge erzielbare Mehrwert noch, wenn vor dem Lehrvertrag ein Praktikum abverlangt wird, in dem zu Niedrigstlöhnen oder gar unbezahlt Vollzeit gearbeitet wird. Verkaufen läßt sich das dem Lehrling in spe als Möglichkeit, auszutesten, ob die Arbeit auch wirklich Spaß macht. Wird die Arbeit jetzt vergnügungssteuerpflichtig? Wie hilflos oder dumm darf man eigentlich sein?

Das Meisterprinzip

Das hohe Lied der Meister auf die Meisterberufe resultiert aus
- extrem billigen Lehrlingen
- Gesellen, die in vielen Berufen ohne einen Meister als Boß keinen Cent verdienen dürfen
- der Möglichkeit für die Meister, anstatt Gesellen ungelernte Arbeitskräfte für sich arbeiten zu lassen
- Meistern, die im Meisterprüfungsausschuß sitzen und bestimmen, wer auch Meister wird

Sozialdumping Teil I

Für den Meister besteht die Möglichkeit, zum eigenen Vorteil Lohnsteuern und Sozialabgaben einzusparen, indem er keine Gesellen, sondern ungelernte Arbeitskräfte zu Niedrigstlöhnen beschäftigt. Das steht in eigenartigem Kontrast zu dem gerne beschworenen hohen Niveau der Ausbildung und der hohen Qualität der Arbeit, die die Meisterberufe angeblich so unentbehrlich machen. Verschärft wird diese Art des Sozialdumpings durch die Ausschlachtung ärmerer bzw. kleinerer EU-Mitgliedsstaaten zugunsten von Banken und Konzernen. Während Migranten, die wegen besser Sozialleistungen nach Deutschland kommen, ein medienwirksames Thema sind, arbeiten die, die durch die Einsatz von Migranten zu Niedrigstlöhnen Steuern und Sozialabgaben in die eigene Tasche wirtschaften, eher unbehelligt.

Sozialdumping Teil II

Von der Sozialversicherung kann der Meister einen Teil für sich abzweigen, wenn er es schafft, den Angestellten eine Direktversicherung durch Entgeldumwandlung als sogenannten "betriebliche" Altersvorsorge aufzuschwatzen oder aufschwatzen zu lassen. Der Witz an diesem äußerst fragwürdigen Finanzprodukt ist, daß der Arbeitgeber dabei auf Kosten der Arbeitnehmer in erheblichem Umfang Sozialbeiträge einsparen und deren gesetzliche Rentenansprüche kürzen kann. Mit Betriebsrente, also einer Rente, die der Betrieb ganz oder teilweise bezahlt, hat das nichts zu tun.

Ingenieure, Projektleiter, ...

Wenn man sich nach einem erfolgreichen Jahr in der Gehaltsverhandlung wieder mal das Gelaber über das allgemeine Lohnniveau anhören muß, ist es Zeit, nach der Steuererklärung des Betriebes fragen. Daraus geht genau hervor, was eingenommen und wie es verteilt wurde. Damit kann man die Löhne der Geschäftsleitung, die Aufwendungen für deren Altersversorgung, für deren steuersubventionierte Nobelkarossen ... und die Kapitalverzinsung der Gesellschafter zum Rest ins Verhältnis setzen. Hier sollten die absoluten Hausnummern zwar nicht ganz so mickrig ausfallen wie bei Lehrlingen oder Gesellen, am Meisterprinzip ändert das jedoch nichts.

Der Rubel ist rund

Wird der Verdienst von netto EUR 9,76 wieder ausgegeben, werden an erster Stelle erneut (in der Regel) 19 % Mehrwertsteuer vom Staat abgegriffen. Ist das nicht ein wenig unverschämt? Würden uns Arbeitgeber, Staat, Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer, ... nicht permanent mit ihren Wohltaten überschütten, könnten wir eigentlich von Januar bis irgendwann im November den Arsch in die Sonne halten anstatt zu arbeiten. Die meisten Arbeitnehmer dürften diese Rechnung nie lernen. Eine Hure erwirbt diese Wirtschaftskompetenz am ersten Tag.

Ob gelb, ob grün, ob rot, ob braun, stets die Bürger in die Röhre schaun!

Stand: 09.06.14